In den letzten Monaten habe ich einige Werke im Jugendstil gefertigt. Ein Grund sich diese Zeitepoche mal etwas näher anzusehen.
Mit meiner Werkstatt für Handschriftliches & Kalligrafie bin ich nun seit geraumer Zeit auf Facebook unter www.facebook/wunschbriefe aktiv. Ein wunderbares Medium um sich mit kalligrafiebegeisterten Kolleginnen und Kollegen in aller Welt auszutauschen, mal nachzu-fragen, was denn so die bevorzugten Materialien seien oder auch neue Ideen für schöne Projekte zu sammeln.
Werkstatt für Handschriftliches & Kalligrafie
Vor ein paar Tagen bekam ich eine mail mit einer dringenden Anfrage rein. Ein amerikanischer Philosophieprofessor und Kalligraph hatte sich mit seiner Familie auf eine Reise nach Wien begeben. Es war sein großer Wunsch, in der Hochburg des Jugendstils Infos für seinen nächsten Vortrag auf seiner Universität zum Thema "Jugendstil" zu bekommen. Als Schriftenliebhaber hatte er großes Interesse eines dieser wunderschönen Jugendstil-Plakate zu "ergattern". Er wollte diese Reise auch dazu nützen, einmal das Heimatland seiner Urgroßeltern kennenlernen zu können. In Wien angekommen hat er in mehreren Kunstgeschäften, auch Museen nachgefragt, ob man ihm weiterhelfen könne, was sich aber zu diesem Thema als schwierig erwies.
Nachdem er mich bereits aus einem Kalligrafie-Forum kannte, hat er mich kontaktiert. Wir haben es dann gemeinsam mit Internetrecherche, Übersetzungen und Telefonaten mit relevanten Museen in Wien und auch Salzburg geschafft, zu seinen gewünschten Infos zu kommen. Wieder zuhause in Amerika angekommen, hat er sich bei mir gemeldet, noch immer überglücklich über seinen schönen Österreich-Urlaub und die gesammelten Materialien für seinen Vortrag.
Werkstatt für Handschriftliches & Kalligrafie
Obwohl ich diese Schrift des Jugendstils häufig für meine Arbeiten verwende und gerne mit modernen Formen und Abwandlungen experimentiere, hatte ich mich bis vor kurzem wenig mit dieser wunderbaren Epoche auseinandergesetzt.
Die intensive Beschäftigung mit dem Thema "Jugendstil" hat mich schon emotional berührt. Ich habe mich auch gefragt, warum ein so reges Interesse an dieser Schrift besteht und was die Schönheit des Jugendstils wirklich ausmacht.
Lasst uns mal gemeinsam in diese Zeitepoche reinschnuppern.
Wir bewegen uns zurück zum Ende des 19. Jahrhunderts. Es entstand da eine neue Kunstrichtung, die den Weg in die Moderne ebnete. Der Name "Jugendstil", der in Deutschland gebräuchlich war, leitete sich von der Münchner Kunstzeitschrift "Die Jugend" ab. In Frankreich wurde die Kunstrichtung als "Art nouveau", in Italien "stile floreale" und bei uns in Österreich als "Sezession" oder "Jugendstil" bezeichnet.
Der Jugendstil ist eine Kunstrichtung, die auch zum Alltagsgebrauch taugen sollte. Man findet diesen Stil nicht nur in der bildenden Kunst, sondern auch in der Werbung, im Design von Gegenständen des tägliches Gebrauchs wie Möbel, Geschirr und Kleidung, aber auch in der Architektur. Man denke an das Ambiente und Flair so mancher Wiener Kaffeehäuser. Auf jeden Fall wollte man damit etwas ganz Neues kreieren, was meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist.
Eine äußerst moderne Bewegung
Der Jugendstil hat neue Formen geschaffen und sich in erster Linie an der Natur orientiert. Es war das große Bestreben dieser Zeit, alle Lebensbereiche zu durchdringen und an jeden Ort Freude und Schönheit zu bringen. In Österreich ist der Jugendstil untrennbar mit dem Namen Gustav Klimt verbunden. Sein wunderschönes Meisterwerk "Der Kuss" begleitet und begeistert uns bis heute.
Da habe ich mich einmal mit dem großen Meister in
Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett in Wien verabredet :-)
Die Schönheit des Jugendstils
Diese Epoche schuf auch eine ideale Darstellung der Frau, vollkommen von weichen Formen umhüllt; fast feenhafte Weiblichkeit mit einem Hauch von Geheimnisvollem und Esoterischem, der einen neugierig macht und unser Interesse an diesem Stil aufrecht erhält.
Werkstatt für Handschriftliches & Kalligrafie
In den letzten Jahren erlebt der Jugendstil mit seinen wunderschönen Schriften ein Revival. Es sind die dekorativ-geschwungenen Linien, der goldene Glanz und die floralen Ornamente, oft ein Mustermix aus Blumenmotiven und Wellen, die die Schönheit dieser Schrift unterstreichen.
In den 1960´er und 70´er Jahren kam der Jugendstil wieder groß auf und ist bis heute sehr beliebt.
Ich habe schon das eine oder andere dekorative Jugendstilposter in Wohnungen gesehen. Vor kurzer Zeit ist mir auch ein Plakat für die Ankündigung eines großen Österreichischen Kongresses ins Auge gestochen. Wunderschön anzusehen. Ich habe mich sehr gefreut, weil ich es geschafft habe, eines dieser Exemplare für meine Werkstätte zu bekommen.
Ich liebe diese Schrift, weil sie so gut zu Gedichten passt.
Zeitlose Schönheit des Jugendstils
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